Punk im Pott – 27. & 28.12.2013
Endlich ist Weihnachten vorbei und das wahre Fest zum Ende des Jahres startet. Das Punk im Pott in der Oberhausener Turbinenhalle.
16 Uhr, das Auto voll besetzt. Jetzt nur noch die 50km nach Oberhausen zurücklegen und dann kann es losgehen. Pünktlich erreichten wir den großen Schotterparkplatz und schon sah man sie: „Endlich normale Leute“ :-D. Bunte Haare und Bierdosen soweit das Auge reichte – von dem alten, im Jahre 1909 errichteten, Komplex der Gutehoffnungshütte bis hin zur viel befahrenen Ruhrgebietsstrecke der Bahn.
Das Festival fand aber natürlich bei den kalten Temperaturen nicht draußen sondern im inneren der Turbinenhalle statt, auch wenn es eigene unerschrockene gab, die vor den Toren der Halle ihre Zelte aufbauten.
Die Schlange vor der Halle war noch erträglich, so dass wir relativ schnell an den gut aufgelegten Securities vorbei mitten im Vorraum der Turbinenhalle standen. Diese wurde gesäumt von diversen Klamotten- und Musikträgerständen.
Im Inneren der großen Halle spielte bereits die erste Band. Johnnie Rook hatten die Ehre das Festival mit ihrem Auftritt zu starten. Direkt im Anschluss stand auch schon das erste Highlight auf dem Programm, die Rogers. Ihre Scheibe „Flucht nach vorn“ hat sich so gut mit meinem iPod angefreundet, dass sie selbst im Zufallmodus immer wieder abgespielt wird.
Folgend betraten die Marionetz die Bühne. Die Mannen um Sänger Sigi Pop, die den Fun-Punk in Deutschland salonfähig gemacht haben, legten einen ordentlichen Auftritt ab, was auch das Publikum mit Beifall quittierte. Nach nicht einmal 10 Minuten Umbauzeit betraten Wilde Zeiten die Bühne. Sänger Michel macht keinen Hehl daraus, dass Campino von den Toten Hosen sein großes Vorbild ist. Es verwundert daher auch nicht, dass sein auftreten auf der Bühne fast eine 1:1 Kopie von Campino darstellt.
Ihre Show kam aber bei dem Publikum gut an und sie verbreiteten mit einer guten musikalischen Show eine super Stimmung, die auch bei den Boskops nicht nachließ. Auch wenn ihre Musik nicht wirklich zu meinen Lieblingsliedern gehört, haben sie die Bühne ordentlich gerockt und das Publikum quittierte dies mit Beifall und Zugaberufen.
Pünktlich um 21:10 Uhr betraten dann alte Bekannte die Bühne. Dritte Wahl sorgten mit ihren Liedern wie gewohnt eine gute Show ab und das ein oder andere Lied wurde lauthals von den Zuschauern mitgesungen. Und schließlich kamen Rantanplan. Ich kann wirklich nicht sagen wie oft ich die Jungs schon live gesehen und abgefeiert habe. Bei ihrem Ska-Punk kann man einfach nicht ruhig stehen und sie sind immer ein Garant für gute Laune und Partystimmung!
Mit den Troopers stand im Anschluss wieder eine Band auf der Bühne, die in der Zuhörerschaft viele Fans ihr eigen nennen konnten. Schließlich sammeln sie seit ihrer Gründung im Jahre 1982 stetig neue Fans hinzu. Und schon wurde es international, die italienische Band Los Fastidios aus Verona spielten ihre schnellen Street- und Oi!Punk-Stücke und begeisterten nicht zuletzt durch ihre sozialkritischen und linkspolitischen Texte. Viel Applaus ernteten sie für ihren größten Hit „Antifa Hooligans“.
Es folgte ein Auftritt einer Band namens Normahl. Ich bin mit der Musik von Normahl groß geworden und habe auch schon einige Konzerte von ihnen gesehen. Meist jedoch in kleineren Hallen. Ich war gespannt ob sie mir auf der großen Bühne auch gefallen. Und spätestens beim Lied „Geh wie ein Tiger“ war ich mir sicher – gute Musik bleibt gute Musik egal ob im kleinen oder im großen Raum. Während der nächsten Band, Farbenlehre, entschied ich mich dann doch zur Heimreise. Schließlich war es bereits halb drei Uhr nachts und ich wollte doch am nächsten Tag wieder fit sein.
Am Samstag, den 28. Dezember 2013 stand bereits um 11:30 Uhr mit Schmeisig die erste Band wieder auf der Bühne. Ich selber habe es aber erst während des Auftritts von Crushing Caspars in die Halle geschafft. Anscheinend wollten viele zum CentrO einkaufen an diesem Samstag, so dass ich noch ca. eine halbe Stunde auf der Autobahn im Stau verbringen musste. Bei den Toten Crackhuren im Kofferraum habe ich mich dann erstmals wieder in den Graben gewagt und erneut jagte mich die Frage warum sich die Männer mit den kleinsten Pi***** eigentlich immer ausziehen müssen, ich denke, ich werde es nie verstehen. Auch die Musik der Jungs und Mädels von TCHIK ist nicht wirklich mein Fall. Ein oder zwei Lieder könnte man sich zur Abwechslung evtl. ja noch mal reinziehen, aber spätestens nach der Hälfte des Konzertes nervte mich dies künstlerische Geschrei enorm. Naja, den Leuten in der Halle scheint es aber gefallen zu haben. Der Ausdruck „Fick dich du Nutte“ kam bei der bierbeseelten Meute komischerweise gut an.
Im Anschluss ging es dann wieder richtig zur Sache. Deutschlands vielleicht älteste Punkband zeigte sich auf der Bühne, die 1978 gegründeten The Idiots. Eine gewohnt energiegeladene Show bei dem Sänger Sir Hannes Schmidt gefühlt ebenso lange direkt im Publikum verbrachte wie auf der Bühne.
Die allseits bekannte Deutschpunkband Knochenfabrik spielte eine routinierte und sehr simple Show. Wenn man schon beim Soundcheck hört ‚ach komm lass’ und einfach anfangen’, zeigt, dass sie unbedingt spielen und gute Laune verbreiten wollen. Weniger ist hier definitiv mehr – und das kommt auch beim Publikum so an. Die Lieder der CD Ameisenstaat sind anscheinend wohl die Lieder, die beim Publikum am verbreitesten waren, denn dort war die beste und textsicherste Stimmung. Direkt danach waren Massendefekt dran. Auch diese Band verbreitete Stimmung und spielte in gewohnt solider Art ihr Konzert. Dass auch ein Band, die u.a. schon mit Mickie Krause und anderen Schlagerstars zusammenarbeite, ihr Handwerk versteht und vom Publikum angenommen wird, konnte man hier eindeutig sehen. Auch diese Band durfte ich bereits beim Olga’s Rock in Oberhausen begleiten, und sie haben nichts von ihrer Kraft verloren.
Und nun war es endlich soweit, das Festival im Festival wurde eröffnet. Das legendäre Festival der Volxmusik kam zu einer Neuauflage! Schliessmuskel begannen, und nicht nur ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Schließlich war es das erste Konzert seit der Auflösung im Jahr 2005/2006. Und eines Vorweg: Sie wurden gefeiert, und das zu Recht! Sie haben nichts von ihrer Kraft verloren und so reichten auch nur drei zusammen gespielte Bandproben aus, um wieder voll da zu sein. Das Publikum und natürlich auch ich war völlig begeistert, diese Band noch einmal live erleben zu dürfen!
Weiter ging es mit den Mimmis. Fabsi ist und bleibt einfach eine Institution. Egal wo er auftritt er hat das Publikum direkt im Griff. Und am Schlagzeug sitzt niemand geringeres als Gastgeber Alex Schwers. Jeder Song ein Hit – und alle singen mit! Natürlich durfte auch die „Bierdosenverteilung“ passend zum Lied Dosenbier nicht fehlen. Alte Männer wissen halt wie man mit dem Publikum umgeht.
Last but not least waren die Abstürzenden Brieftauben dran, das Festival der Volxmusik wieder zu beenden. Viele fragten sich natürlich, ob die Band ohne Konrad K., der im Jahre 2006 viel zu früh verstarb, überhaupt noch etwas zu Stande bringen kann. Schließlich wurde erst im Jahre 2013 ihre Reunion bekannt. Auch wenn Konrad K. eine nicht zu füllende Lücke in die Band gerissen hat, so konnten die Abstürzenden Brieftauben voll überzeugen. Ihre alten Lieder sind noch jedem im Kopf, und so verwundert es auch nicht, dass fast die ganze Zeit über das Publikum laut mitgröhlte. Und spätestens beim Lied „Konrad K.“ war klar dass es wohl auch in Konrads Sinne wäre, diese Band weiterleben zu lassen.
Mit viel Applaus wurden sie von der Bühne verabschiedet. Wieder einmal bewies Alex Schwers ein sicheres Händchen mit der Bandauswahl und der damit verbundenen Neuauflage des Festivals der Volxmusik.
Das Programm vom Punk im Pott war damit aber noch nicht beendet. Es folgten noch Egotronic, Loikämie und Feine Sahne Fischfilet. Meine Speicherkarten waren aber vor allem durch die drei Bands der Volxmusik so gut wie voll und mein Energiespeicher so gut wie leer. Egotronic habe ich noch eben mitgenommen um meine Speicherkarten restlos zu füllen. Auch wenn viele der Meinung waren, dass diese Band nicht zum Punk im Pott passen würde, war die Halle auch bei Egotronic gut gefüllt und die vier Herren auf der Bühne wurden vom Publikum auf Händen getragen. Die Electropunk-Band war voller Elan, der sich auch auf die Zuhörer übertrug.
Nichts desto trotz schlich ich mich langsam vorbei an schlafenden Punks und nimmermüden Securities durch die Halle zum Ausgang. Am Ausgang drehte ich mich noch kurz um und sagte leise Servus! Es war einfach mal wieder ein super Festival. Und den Securities vor und neben der Bühne gebührt ein extra Applaus. Sie waren immer gut drauf und hatten die Meute mit Gesten und Anstichelungen zum Applaudieren jederzeit voll im Griff! Solche Securities wünsche ich mir bei jeder Veranstaltung.
Ein letzter großer Dank gilt Alex Schwers, der immer wieder dafür sorgt, dass so viele Menschen ein ganzes Wochenende mit Spaß und guter Musik verbringen können!