STAUB, STUNTS UND SONNE – ZWARTE CROSS 2018

12. – 15. Juli 2018
Lichtenvoorde, Niederlande

 

Das Zwarte Cross Festival in Lichtenvoorde (NL) zählt mit 220.000 Besuchern zu den größten Festivals Europas und das gleichzeit stattfindende Motocrossevent ist das größte seiner Art weltweit.

Der Name „Zwarte Cross“ bezieht sich auf eine Reihe von illegalen Motocross-Rennen in den 60er Jahren. Das erste Zwarte Cross Festival fand im Jahre 1997 vor ein paar hundert Zuschauern statt. Seit 2007 findet es auf dem heutigen Gelände statt und wurde stets beliebter.
Mittlerweile zählt das Festival 200.000 Besucher an den vier Tagen und zum ersten Mal in der Geschichte war es in diesem Jahr bereits im Vorfeld ausverkauft. Auf dem 155ha großem Gelände spielten auf insgesamt 33 Bühnen mehr als 250 Bands. Außerdem gibt es eine zusätzliche Theaterweide, auf der sowohl Kleinkunst als auch Walking Acts zu bestaunen sind. Auch die kleinen Besucher kommen nicht zu kurz, denn extra für sie gibt es das „Blagenparadies“ mit Spielen und Musikprogramm.

 

Wie der Name aber schon verrät, war es zu Beginn eine reine Motocross-Verantaltung, bei der am Abend die Band des Organisators spielte. Jetzt sieht es aber ganz anders aus. Der Motocross ist noch vorhanden und viel größer und umfangreicher.
Unterhaltsam sind die Spaßrennen, die z.T. keine Rennen sind sondern ein Shaulaufen der verschiedenen Vereine. Im Grunde kann man es mit dem Karneval in Deutschland vergleichen, die seltsamsten Gefährte sind auf dem Rundkurs zu finden, und das in verschiedenen Klassen. Von Motorrädern bis hin zur „Zwargewichtklasse“ bei der große LKW’s umgebaut und/oder dekoriert werden.

Natürlich gibt es auch ein „normales“ Motocrossrennen. Und das in diesem Jahr sogar der Extraklasse: Das Finale der Dutch Masters Of Motocross, die höllandische Meisterschaft also.
Aufgrund der großen Musikdichte konnte ich leider jeweils nur kurz an der Strecke halt machen, aber natürlich gibt es auch hier ein paar Fotos.

 

 

Das Festivalgelände liegt gerade einmal 20km von meinem Wohnort entfernt und trotzdem liest man hier in Deutschland so wenig über das Zwarte Cross. Manchmal merkt man ja doch, dass es in Europa noch Ländergrenzen gibt. Ist es eigentlich auch so, dass in Holland wenig Werbung für deutsche Festivals zu finden ist? Das wäre seltsam und schade.

Aber zurück zum Zwarte Cross. Ein paar mal war ich ja schon dort zu Besuch, also wurde es höchste Zeit anzufragen ob ich dort nicht Fotos machen dürfe. Nach Gesprächen mit dem überaus netten Kontakt vom Festival, hielt ich dann tatsächlich die Pressekarte in den Händen mit einem Ausweis für’s VIP Parken. Wie cool ist das denn? Mit dem Auto direkt vor dem Haupteingang statt langes laufen. 😃
Wie vorher in der Mail angegeben müsste ich meine Karte am Haupteingang einscannen lassen und im Pressezelt ein weiteres mal. Nun hatte ich das Pressebändchen am Arm und machte mich direkt weiter auf’s Gelände.
Schon der erste Eindruck war wieder umwerfend. Wird das eigentlich immer größer hier? Von allen Seiten wummerten schon Bässe in mein Gehör. Rechts das Diskozelt und direkt nebenan das Megatent, die zweitgrößte Bühne des Festivals. Geradeaus war in der Ferne die Hauptbühne zu erkennen. Auf dem Weg dorthin ging es aber noch an der Hip-Hop Bühne „The Noaberhood“ mit Skaterampe und Basketballfeld vorbei und auch den Eingang zur Elektrobühne „Dansvloer“ ließ ich erst einmal rechts liegen.

 

 

Auf der Hauptbühne war gerade kein Programm, also direkt nach links weiter über die Theaterweide, mit etlichen Bühnen für Kleinkust, Vorträge und Theater, direkt zur Motocrossstrecke. Dort war gerade die Zwaargewichtklasse unterwegs. LKWs umgebaut als Titanic, Hüpfburg oder Wikingerschiff sorgten bei den hochsommerlichen Temperaturen mit ihren Wasserwerfern für eine schöne Abkühlung. Entlang der Strecke waren auch einige Bühnen aufgebaut, und für den Biernachschub war auch eigentlich überall gesorgt. Für mich ging es aber jetzt erst einmal zum „Roadhouse„, einer Bühne, deren Aufmachung an Farmen in den USA erinnert. Darin war es leer. Was? In zehn Minuten stehen hier doch Tusky auf der Bühne. Pünktlich zum Auftritt war der Schuppen aber gerammelt voll. Wo kämen die denn jetzt auf einmal alle her? Dieses Phänomen konnte ich an diesem Wochenende noch ein paar mal erleben. Anscheinend haben alle den Plan so sehr im Kopf, dass sie genau pünktlich zum ersten Takt vor der Bühne stehen.
Und Tusky haben genau das gemacht, was ich von ihnen erwartet habe. Das Roadhouse wurde auseinander genommen. Was für eine Show! Genau dieselbe Energie wie damals bei den Konzerten von John Coffey, bei denen ja bekanntlich einige Bandmitglieder bereits gespielt haben. Mir blieb nichts anderes über, als die Show komplett zu bestaunen.

 

 

 

Im Anschluss schaute ich mir das Gelände in direkter Umgebung genauer an. Rund um eine Stuntarea waren diverse Bühnen zu finden, so das „Bayou„, die „Gospelchurch„, das „Exoticana“ und die „Reggaeweide„. Wo man auch hinkam eine Bühne mit Musik war überall zu finden und für jeden Geschmack war auch etwas dabei!
Jetzt war aber erstmal ein Motorengeheule von der Stuntarena zuhören. Pünktlich zum Start der Show stand ich vor der Absperrung. Und schon flogen die Maschinen durch die Luft. Egal ob 360, Backflip oder Cliffhanger, eine beeindruckende Show. Der Höhepunkt wurde dann groß angekündigt, ein Frontflip. Premiere auf dem Zwarte Cross, und es hat tatsächlich geklappt.

 

 

Kurz was trinken und weiter zum Megatent. Hier standen Russkaja auf der Bühne und mitten in der Show flogen plötzlich Motorräder über die Band hinweg. Die Stuntfahrer von gerade zeigten hier noch einmal was sie können. Passend zur Musik flog einer nach dem anderen über die russischen Musiker hinweg. Das habe ich so auch noch nicht erlebt. Da merkte man erst einmal wie groß denn dieses Zelt ist.

 

Wieder zurück zu meiner Lieblingsbühne an diesem Wochenende, dem Roadhouse. Dort machten sich schon Lupus, Dragon und Tiger von Kadavar bereit um den Leuten ehrlichen Psychodelic-Rock zu liefern. Und das taten sie auch. Schön sie mal wieder in einem etwas kleineren Umfeld zu sehen, in Deutschland sind die Hallen ja auch schon größer geworden.
Mit welcher Energie und spielfreude sie immer ihre Instrumente bedienen, zeigt wie sehr sie den Rock leben.

Leider konnte ich den Auftritt nicht ganz verfolgen, da ich zur Hauptbühne muss. Dort sollten schliesslich jetzt Volbeat kommen. Okay, so viele Fotografen auf einem Fleck habe ich hier heute auch noch nicht gesehen, wo kommen die denn jetzt auf einmal alle her? Aber alle waren total nett, es war jetzt keiner dabei, der mehr mit den Ellenbogen arbeitet als mit der Kamera. Leider alles schon erlebt. Ich bekam immer nur Bruchstückchen von dem mit, was die Security zu uns sagte, aber ein netter Kollege hat mir schön alles auf deutsch übersetzt. 😂
Erst hieß es ein Lied zum Fotografieren, dann wären es zwei und schlussendlich ist man doch wieder bei den üblichen drei Liedern im Fotograben gelandet. Von den ersten drei Liedern habe ich dann auch nicht viel mit bekommen, da ich mich auf’s Fotografieren konzentrierte und bei der hohen Bühne die Musiker auch alle fast nur halb zu erkennen waren. Daher auch keine Schlagzeugerfotos. 😣
Ein paar Lieder habe ich mir anschließend aber noch von vorne angehört, bevor ich mich nach hinten durchkämpfen konnte. Was für eine grandiose Stimmung und was für eine Show. Rockstar halt, die wissen wie man die Meute befriedigt.
Für mich ging es dann wieder zum Auto und ab nach Hause. Ein grandioser erster Tag – und zwei kommen ja noch!

 

 

Der zweite Tag lief für mich etwas anders als geplant. Gegen Mittag machte ich mich wieder auf den Weg nach Lichtenvoorde. Bevor Danko Jones auf der Hauptbühne spielten konnte ich mir noch wieder ein wenig Motorsport an der Crossstrecke anschauen. Es ist ja wirklich schon grandios wie die Rennfahrer über die Piste sprinten und springen.
Jetzt aber war Danko Jones an der Reihe. Den Kanadier mit seiner Band kann ich mir immer wieder anschauen, sie sind einfach immer grandios und haben den Rock im Herzen. Mit der gewöhnlichen Partie Humor und Selbstironie wussten Sie auch heute zu überzeugen.

 

 

Im Anschluss kamen die Kaiser Chiefs auf die Bühne. Ich muss sagen, dass der Name mir was sagte ich mir aber nicht sicher war, ob ich ein Lied von ihnen kannte. Was soll ich sagen, so viele Lieder von einer Band, die nicht in meinem Plattenregal zu finden ist, kannte ich glaube noch nie. Und das obwohl ich kein Radio höre, schon krass irgendwie.
Nichtsdestotrotz gefiel mir die Show und die Musik passte auch zum Wetter, leichtes mitwippen statt groß zu springen.
Eigentlich wollte ich mir an diesem Tag auch noch Triggerfinger anschauen, aber meine Eltern hatten zum Hochzeitstag eingeladen, und wenn sie es schon 40 Jahre miteinander aushalten, dann ist es doch ein guter Grund etwas eher vom Festival abzuhauen und zu gratulieren.
Daher war der zweite Tag bei mir etwas kürzer, als ursprünglich gedacht, aber der Sonntag kommt ja noch!

 

 

Bereits um 13.45 Uhr spielten am dritten Tag Dog Eat Dog im Roadhouse. Mit etwas Verzögerung bei der Anfahrt muss auch gerechnet werden also ging es schon relativ früh los für mich. Aber hat sich gelohnt, wie schon so einige Bands vorher brachten auch Dog Eat Dog das Roadhouse zum Beben. Hit auf Hit. Ich fühlte mich schon so ein wenig in meine Jugendzeit zurückversetzt. Was habe ich damals schon zu „Who’s The King“, „Isms“ oder „No Fronts“ getanzt, herrlich. Und endlich mal wieder mit Saxophon!

 

Nach Dog Eat Dog hatte ich etwas Zeit und schaute ich mir mal den Badesee an, der über eine Brücke erreichbar war. Ein kleiner See mit einigen Streetfoodständen sorgten dafür, dass man zwischendurch auch mal entspannen könnte. Ein paar Motorengeräusche und ein paar Bässe wehte der Wind herüber und in der Ferne konnte man die Karussells des Festivals sehen, wahrlich ein schöner Ort hier mit den Füssen im Wasser.

Lange Pausen ließ das Programm aber nicht zu, weiter ging es einmal über dem gesamten Gelände zur Hauptbühne. Die Crystal Fighters brachten ein wenig Bewegung in die Masse vor der Bühne.

 

 

Bevor Gogol Bordello die Hauptbühne betritt, machte ich mich noch einmal auf den Weg die restlichen, noch nicht besuchten Bühnen zu suchen. Direkt nebeneinander waren Café Harder, das Metalcafé und das Gaycafé zu finden. Neben Bands wurde hier auch per DJ für gute Laune gesorgt. Die Zelte waren relativ klein und daher auch immer gut besucht. Auf dem Weg zurück zur Hauptbühne noch kurz ins Undercovertent reingeschaut. Hier spielten einige Bands von den anderen Bühnen Coversongs, so könnte man dort ein AC/DC Konzert Direkt Nach einem Supertramp Konzert sehen.

Auf der Hauptbühne wurde es aber jetzt Zeit für Gogol Bordello. Die Band aus New York sorgte mit ihrer Mischung aus Roma, Punk und Dub für ausgelassene Stimmung und auch das Tanzbein wurde in der prallen Sonne geschwungen, so dass erneut eine Staubwolke gen Himmel zog. Hier war alles so trocken, dass jede Bewegung dafür sorgte, die Staubschicht am Unterschenkel dicker werden zu lassen. Aber besser Sonne und Staub als im Matsch und Dauerregen zu versinken.

 

 

Das Zwarte Cross hat mich wieder einmal vollkommen glücklich gemacht. Selten findet man so ein Festival von der Größe, bei der es komplett friedlich bleibt, die Stimmung so ausgelassen ist und wirklich jeder feiert.

 

Oh Zwarte Cross du hast wieder einmal mein Herz erobert!

 

Das nächste Zwarte Cross findet übrigens vom 11. bis zum 14.Juli 2019 statt. Wahrscheinlich wird es im nächsten Jahr erneut im Vorraus ausverkauft sein, wenn ihr also dabei sein wollt solltet ihr euch unbedingt ab dem 17. November Tickets besorgen. Ich lege es euch sehr ans Herz, ihr müsst da einfach mal dabei gewesen sein!

Liebes Zwarte Cross, vielen Dank und hoffentlich bis zum nächsten Jahr. 😍

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